Liebe Interessierte,
Jugendliche befinden sich in einer besonderen Lebensphase, in der sie sich nicht nur auf individueller Ebene orientieren, sondern sich auch in einem komplexen Geflecht gesellschaftlicher Erwartungen, Normen und Herausforderungen zurechtfinden müssen. Die Zeit des Jugendalters ist geprägt von Übergängen: vom Jugendlichen zum Erwachsenen, von der Schule in den Beruf, vom Elternhaus in andere Wohnformen. Mit diesen Übergängen verändern sich auch die sozialen Bezugnahmen, die Anforderungen an Selbstverantwortung wachsen, und die Suche nach einer eigenen Identität wird zunehmend dringlich.
Diese Übergangsphasen sind für junge Menschen mit großen Herausforderungen verbunden. Sie verlangen nicht nur Orientierung, sondern auch emotionale Stabilität und soziale Kompetenzen – Fähigkeiten, die nicht selbstverständlich vorhanden sind, sondern entwickelt und begleitet werden müssen. Gleichzeitig leben wir in einer Zeit multipler Krisen: Klimakrise, Kriege, soziale Ungleichheit, Inflation, digitale Überforderung, Polarisierung. Diese Krisen wirken sich nicht nur abstrakt, sondern sehr konkret auf die Lebensrealitäten junger Menschen aus. Sie erzeugen Unsicherheiten und Ängste – und machen vermeintlich einfache, oft menschenfeindliche Antworten besonders verlockend. Ungleichwertigkeitsideologien wie Rassismus, Antisemitismus, Klassismus oder Sexismus bieten in dieser Gemengelage häufig einfache Erklärungen und klare Feindbilder. In einer Phase, in der die Suche nach Zugehörigkeit und Orientierung besonders stark ist, entsteht ein hoher Druck zur Positionierung – oft verbunden mit dem Gefühl, unbedingt „auf der richtigen Seite“ stehen zu müssen. Doch Bildung, Persönlichkeitsentwicklung und das Einüben demokratischer Haltungen brauchen genau das Gegenteil: Räume, in denen man auch scheitern darf. Räume, in denen Fehler als Lernmomente verstanden werden, in denen Irrwege reflektiert und gesellschaftliche Verhältnisse – ebenso wie die eigene Rolle darin – kritisch hinterfragt werden können.
Diese Räume entstehen nicht von selbst. Sie müssen gestaltet, begleitet und vor allem getragen werden – durch Fachkräfte. Diese Aufgabe ist jedoch keine leichte. Gerade Fachkräfte im Übergangssystem und in AQB-Maßnahmen sehen sich mit einer Vielzahl an Herausforderungen konfrontiert: Sie müssen Bildungsräume schaffen, in denen Beziehung und Vertrauen möglich sind. Sie stehen in konfliktbeladenen Situationen, in denen sie zu Diskriminierung intervenieren müssen. Sie sollen Orientierung geben, ohne zu überfordern. Und nicht zuletzt sollen sie jungen Menschen soziale Kompetenzen vermitteln – also das Fundament legen, auf dem sich berufliche Kompetenzen überhaupt erst sinnvoll aufbauen lassen.
Auch im Jahr 2025 wollen wir, Spiegelbild – Politische Bildung aus Wiesbaden e.V., in Kooperation mit der Abteilung Schulsozialarbeit im Amt für Soziale Arbeit Wiesbaden ein Fortbildungsprogramm gestalten, in dem pädagogische Fachkräfte Handlungssicherheit im Umgang mit Diskriminierungen in ihrer täglichen Praxis gewinnen können. Im Rahmen des Projekts „Achtung in Aus- und Bildung“, gefördert durch das Hessische Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales bieten wir folgende Formate an:
- Grundständige Fortbildungen
- Vertiefungen
- Methodentrainings
- Praxis-Workshops
- Handreichungsentwicklung
- Anlassbezogene Umsetzungen
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme und die engagierte Zusammenarbeit!